„Talentscouts im Handwerk“ werben junge Talente

„Talentscouts im Handwerk“ werben junge Talente

Marburg. Talentscouts sind junge und motivierte Auszubildende, die sich für ihren Beruf begeistern – und auch andere junge Menschen im direkten Gespräch für eine Ausbildung im Handwerk begeistern möchten. Sie berichten von den Möglichkeiten und Chancen einer dualen Ausbildung. Dazu werden sie zuvor geschult und lernen, ihren Ausbildungsberuf und -betrieb in Marburg und im Landkreis Marburg-Biedenkopf zu präsentieren.


„Talentscouts im Handwerk“ ist ein Projekt der Kreishandwerkerschaft Marburg, das sich an junge Menschen in der Phase der Berufsorientierung richtet. Gefördert wird das durch die Universitätsstadt Marburg und den Landkreis Marburg-Biedenkopf, zunächst befristet bis Juni 2025. Aufgebaut und betreut wird es von der Goldschmiedin Christiane Harms, die im Sommer 2023 die neu geschaffene Stelle als Projektkoordinatorin bei der Kreishandwerkerschaft übernommen hat. Gemeinsam mit den Vertreter*innen der Kreishandwerkerschaft, mit Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und dem Ersten Kreisbeigeordneten Marian Zachow stellte sie nun das Projekt und die ersten vielversprechenden Ergebnisse vor.


„Fast alles, was wir sehen und anfassen können, ist durch Handwerk entstanden. Ohne Handwerk stünden wir alle mit leeren Händen dar. Und: Handwerk bietet beste Berufschancen, bietet Entfaltungsmöglichkeiten, ist kreativ. Es ist eine hervorragende Idee, dass durch dieses Projekt nun junge Menschen andere junge Menschen für ihren Beruf begeistern wollen“, so Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Der Schlüssel zum Erfolg ist die Begegnung der jungen Menschen auf Augenhöhe. Es gilt Momente zu schaffen, in denen sich junge Menschen selbst wiedererkennen können, zum Beispiel wenn die Talentscouts offen über ihre Erfahrungen berichten, wenn sie von den Schwierigkeiten auf ihrem Weg zu erzählen und wie sie diese bewältigt haben, welche Vorurteile sie der Ausbildung gegenüber hatten, die sich vielleicht gar nicht bestätigt haben oder wie sie sich selbst motivieren, wenn es mal nicht so gut läuft“, ergänzt der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow.


Darüber hinaus können die Talentscouts ein authentisches Bild ihres Ausbildungsberufes zeichnen. Sie erzählen, was sie begeistert oder welche Voraussetzungen man für den Beruf mitbringen sollte, alles in einer Sprache, die den Schüler*innen vertraut ist und somit einen leichten Zugang zu Informationen bietet. Diese Informationen sind wichtige Bausteine für die Berufsorientierung und die Talentscouts sind genau die richtigen Personen, um Schüler*innen diese zu vermitteln.


„Das Projekt ist die zeitgemäße logische Konsequenz zur Ergänzung der bisherigen erfolgreichen Berufsorientierungsmaßnahmen der Kreishandwerkerschaft mit den angeschlossenen Innungen der letzten 20 Jahre. Die Kreishandwerkerschaft Marburg erhofft sich hierdurch, für die verschiedenen Branchen die positiven Botschaften des Handwerks näher an junge Leute heranzubringen und damit Auszubildende und Ausbildungsbetriebe passgenauer zusammenzubringen. Unsere Azubibotschafter sind Talentscouts, die auch gezielt nach jungen Leuten Ausschau halten, die ins Handwerk passen“, so Kreishandwerksmeister Jörg Peil.


Ein Projekt der Kreishandwerkerschaft Marburg gefördert durch die Universitätsstadt Marburg und den Landkreis Marburg-Biedenkopf Das Projekt bietet zwei unterschiedliche Konzepte für den Besuch an Schulen an. Zum einen gibt es einen Messestand für schuleigene Ausbildungsmessen, mit einer Vielzahl an Informationen zu den Ausbildungsberufen der Innungsmitgliedsbetriebe und vor allem der Gelegenheit, mit den Talentscouts ins Gespräch zu kommen.


Das zweite Modell bietet Schulbesuche im Klassenverband oder für interessierte Gruppen an. Hierbei präsentieren die Talentscouts ihren Ausbildungsberuf, ihren Ausbildungsbetrieb und den eigenen Weg ins Handwerk. Im Anschluss haben die Schüler*innen in kleineren Gruppen die Möglichkeit, in einer Gesprächsrunde Fragen zu stellen.


Projektkoordinatorin Christiane Harms, weiß, wie schwer es sein kann, den eigenen Weg zu finden. Jemanden wie die Talentscouts zur Unterstützung zu haben sei absolut wünschenswert. „Dieses Projekt bietet einen Mehrwert für alle Beteiligten. Ausbildungsbetriebe bekommen die Gelegenheit, sich als verlässliche Partner auf dem Weg ins Berufsleben zu präsentieren und dabei ihre Fachkräfte von morgen frühzeitig anzusprechen. Für die Auszubildenden bedeutet die Teilnahme am Projekt eine Gelegenheit sich weiterzubilden oder sich mit anderen Auszubildenden zu vernetzen“, so Harms. „Die Arbeit im Projekt kann das Wir-Gefühl zwischen Ausbildungsbetrieb und Auszubildenden stärken. Für Schüler*innen bietet das Projekt eine Gelegenheit, das Handwerk nah und ohne Filter kennen zu lernen und auch wenn eine handwerkliche Ausbildung nicht für alle in Frage kommt, bieten die Gespräche mit den Talentscouts Einblicke in den Ausbildungsalltag und vor allem eine Orientierung, um eine Entscheidung für die eigene Zukunft bewusst zu treffen.“ Und weiter: „Ich bin sehr glücklich, dieses tolle Projekt begleiten zu dürfen und unsere ersten Einsätze mit den Talentscouts zeigen, die Idee funktioniert!“


„Ich hoffe, dass wir junge Menschen finden, die richtig Bock auf Handwerk haben“, sagt Tischler-Lehrling Claudius Ehrenberg. Er selbst habe als Kind schon gerne Lego gebaut – „und das ist wie Lego in Groß“. Es mache einfach Spaß, etwas geschaffen zu haben. Die angehende Zimmerin Catalina Klingelhöfer findet, dass man Schüler*innen auf Ausbildungen besser aufmerksam machen muss. Sie liebt an ihrem Job alles von der Fertigung in der Halle bis hin zum Aufschlagen des Dachstuhls. „Es ist ein Glücksgefühl, wenn man sieht, was man geschaffen hat.“ Marius Lagler, Azubi als Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik freut sich darüber, dass er mit seiner Arbeit dazu beiträgt, dass ein Gebäude am Ende auch funktioniert. „Alles was wir sehen, würde hier nicht ohne Handwerk stehen“, so Maximilian Paulus, der Tiefbaufacharbeiter lernt.


An der Georg-Büchner-Schule in Stadtallendorf jedenfalls ist das Projekt sehr gut angekommen: „Mir hat gut gefallen, wie die Auszubildenden einen positiven Zugang zu unseren Schüler*innen gefunden haben. Aus meiner Sicht könnte so eine Veranstaltung viel öfter mit verschiedenen Berufszweigen stattfinden. Die Schüler*innen profitieren davon ungemein“, sagte Lehrerin Anne Stüber. „Mich hat beeindruckt, mit welcher positiven Ausstrahlung die jungen Auszubildenden präsentiert haben. Sie konnten einen guten Eindruck von ihrem Arbeitsalltag vermitteln“, so Schulsozialarbeiterin Ursula Gorski.


Auch die Schüler*innen äußerten sich positiv: „Sie waren sehr sympathisch, die Art wie sie mit uns geredet haben fand ich gut“, sagte Dennis F. aus der Klasse 9. Mitschüler Onur K. ergänzte: „Für mich waren viele gute Informationen dabei über die Ausbildung. Mir hat es gut gefallen.“


„Die Auszubildenden, die sich in unserem Projekt engagieren, wollen anderen jungen Menschen erzählen, warum Handwerk immer eine gute Idee ist. Und eines ist beeindruckend: Zahlen zeigen, dass 91 Prozent aller Handwerkerinnen und Handwerker sagen, dass ihre Arbeit sie glücklich mache“, sagte Harms abschließend.


13. März 2024 13.03.24
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